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Fünf Schlüssel zum Erfolg für Gründer*innen – Gastbeitrag von Dr. Gudrun Reinschmidt

Neulich nahm ich an einer Studie teil, die nach den Erfolgsfaktoren von Gründern forscht. In der Studie wurde der monetäre Erfolg in den letzten fünf Jahren erhoben sowie der Mitarbeiterzuwachs und ob es Anschub­finanzierungen durch Investoren gab. Dem wurden die äußerlich sichtbaren Verhaltensweisen und Fähigkeiten der befragten Person gegenübergestellt.

Mit fast 100 Fragen wurde versucht die Persönlichkeitsstruktur eines Gründers bzw. einer Gründerin zu ermitteln. Erhoben wurde, ob Pläne geschmiedet oder Ziele gesetzt wurden, ob die Person zu Sorgen oder Depression neigt und wie sie ihre Fähigkeit beurteilt, mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen. Dies ist meiner Ansicht nach zu oberflächlich betrachtet. Weder wurden die Ursachen der Verhaltensweisen oder Fähigkeiten noch die Motivationen erhoben, aus denen jemand Gründer wird.

Die Motivation spielt eine wichtige Rolle bei der Gründung.

Zum Beispiel neigt Elon Musk, der bekannte Gründer von Tesla Motors zu Depressionen. Und genau das ist seine Motivation für seine bahnbrechenden Projekte. Er folgt seiner Vision „Menschen zu einem höheren Bewusstsein zu bringen und aus ihnen eine interplanetarische Spezies zu machen“. Sein Antrieb ist der Frust über den Zustand unserer Erde.

So hat er alle Patente für seine Elektroautos offengelegt, damit möglichst viele davon profitieren können und es keinen Grund gibt, es nicht zu tun. Und er hat mit SpaceX die erste private Raumfahrtorganisation gegründet, die an der Raumstation ISS angedockt hat.

Was ist heutzutage unternehmerischer Erfolg und woran kann er gemessen werden?

Monetärer Gewinn, Mitarbeiterzuwachs und Anwerben von Investitionen zeigen nur eine Seite des unternehmerischen Erfolgs. Jedoch geben diese Kriterien keine Auskunft darüber, welchen Beitrag das Unternehmen für die Gesellschaft leistet. Und gerade in Corona-Zeiten wird uns sehr stark bewusst, wie wichtig es ist, dieses Kriterium in die Betrachtungen miteinzubeziehen. In Zeiten des Fachkräftemangels wurde ebenso deutlich, dass weitere Erfolgskriterien die Wertschätzung und Weiterentwicklung von Mitarbeitern sind und wie das Unternehmen mit den Ressourcen der Erde umgeht.

Investoren wie die AQAL-Group legen den Maßstab an, wie gut die von der UN vorgegebenen SDGs (Sustainable Development Goasls) anvisiert werden. Dazu sind großer Weitblick, systemisches Denken und ein hohes Bewusstsein des Gründers oder der Gründenden erforderlich. Denn manche Ziele verhalten sich konträr oder besser komplementär zueinander. Die Erfahrung zeigt, dass sich Investitionen mit 80%iger Wahrscheinlichkeit lohnen, wenn die Gründer ein hohes Bewusstsein für integrales Denken und Handeln haben.

Der erfahrene Managementberater Robert Dilts aus dem Silicon Valley (ausgezeichnet mit dem Life Achievement-Award 2015 von manager-seminare) hat nach 20 Jahren persönlicher Recherchen ein einfaches Modell dazu entwickelt. Der SFM[1] Erfolgszirkel bildet die fünf Schlüssel zum Erfolg ab und zeigt, wie sie miteinander in Beziehung stehen. Hierdurch lässt sich die Frage nach dem Sinn, nach dem „Warum“ strukturiert beantworten. Seine Kriterien für Erfolg eines Unternehmens sind finanzielle Stabilität, skalierbares Wachstum, Innovationskraft, Bedeutsamkeit des Beitrags zum Wohl der Kunden und Mitarbeiter und nicht zuletzt die persönliche Zufriedenheit des Gründers.

Die Vision und die Mission bestimmen die Attraktivität des Unternehmens.

Zunächst einmal braucht es eine Vision, an der die Angebote einer Firma ausgerichtet werden können. Nur wer seine Kunden dauerhaft begeistert oder Produkte liefert, die sie etwas tun lassen, womit sie vorher nicht gerechnet haben, setzt sich erfolgreich im Markt durch. Die Vision zeichnet ein Bild von einer besseren Welt, der Menschen zugehören wollen. Damit zieht die Vision Kunden an oder macht den Markt auf sich aufmerksam.

Zum Beispiel hat Steve Jobs das iPhone nicht aufgrund intensiver Marktforschung entwickelt, sondern weil er die kreative Idee hatte, viele Geräte, die das Leben der Menschen dramatisch verbessern oder vereinfachen, miteinander zu kombinieren. Seine Vision handelte von „wahnsinnig tollen Produkten mit hervorragendem Design und großer Funktionalität“.

Der zweite Schlüssel zum Erfolg ist die sinnvolle Mission, für die sich die Mitarbeiter leidenschaftlich gern einbringen. Mittels einer klaren Missionsbeschreibung, wie das Unternehmen zur Erfüllung der Vision beiträgt, lässt sich die Belegschaft auf ein Ziel ausrichten. Anstelle der mit Kalkül von Beratern definierten Mission Statements sollte ein Unternehmensleitbild gemeinsam in einem Teambildungsprozess entwickelt werden. Wenn alle Firmenangehörigen sich darin wiedererkennen, wird es mitgetragen und mit Leben gefüllt.

Die Passion des Gründers zeigt sich in der Vision und Mission des Unternehmens.

Sowohl die Vision als auch die Mission sollten die Leidenschaft eines Gründers / einer Gründerin widerspiegeln. Im Grunde handelt es sich bei einer anziehenden Vision um den visuellen Ausdruck der Leidenschaft. Die Mission ist der Beitrag, den eine Gründerin oder ein Gründer mit ihrem Team dafür leisten will, um die Vision zu verwirklichen. Dies entspricht einem wichtigen Auftrag, für den man sich berufen fühlt.

Seine Leidenschaft zu kennen, dieser zu folgen und sie auszudrücken, ist der dritte Schlüssel zum Erfolg. Nur wenn ein Mensch leidenschaftlich etwas tut, kann er auch in harten Zeiten wie diesen während der Corona-Krise seiner Mission folgen. Dafür muss es sich auch für ihn selbst lohnen. Je größer die Vision ist, desto größer muss auch die Ambition sein, monetären Erfolg oder einen großen Bekanntheitsstatus haben zu wollen.

Die Ambition ist sozusagen das Benzin, um den Motor des Unternehmens am Laufen zu halten. Wenn der Gründer oder die Gründerin Investoren überzeugen will, dann braucht er oder sie einen guten Plan, wie das investierte Geld in Mehrwert umgewandelt wird. Deshalb können wir die Ambition als vierten Schlüssel zum Erfolg ansehen. Um sich dauerhaft für das Unternehmen einsetzen zu können, ist es wichtig, dass der/die Gründende eine Ambition verfolgt, die sich in Übereinstimmung mit seiner oder ihrer Leidenschaft befindet und so herausfordernd ist, dass man sein Bestes geben will.

Eine große Ambition erfordert eine große Vision und umgekehrt.

In vielen Fällen ist die Ambition nicht das Problem. In unserer materialistisch-orientierten Welt, wollen Menschen mit wenig Arbeit viel Geld verdienen oder einen großen Bekanntheitsgrad erreichen und sich als Experte positionieren. Im Zeitalter von Franchise-Systemen oder vielversprechenden Online-Kursen fehlt eher die dazu passende eigene Vision, die den Wind in die Segel bläst, damit die Arbeit leicht von der Hand geht.

Erfolgreiche Menschen arbeiten viel, weil sie ihre Arbeit lieben, sie ihnen leichtfällt und ihrer Leidenschaft entspricht. Dies zeigen z. B. Leistungssportler, Schauspieler oder berühmte Unternehmer wie Aenne Burda, deren Wahlspruch war:

Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude.
Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht.
Ich handelte, und siehe, die Pflicht war Freude.

Rabindranath Tagore

Im Gegensatz dazu erkennen wir in unseren Ausbildungen, dass gerade die Ambition bei Aussteigern und oft gerade bei Frauen gestärkt werden muss. Sie haben eine großartige Vision. Doch können sie sie nicht umsetzen, weil die Ambition nach Ausruhen oder Abschalten verlangt und damit der Vision entgegensteht. Mit Hilfe des Erfolgszirkel ist dies leicht zu verstehen und es können verschiedene Übungen gefunden werden, um alle Aspekte miteinander in Einklang zu bringen.

Die Übernahme einer Rolle erleichtert die Partnerwahl.

Der fünfte Schlüssel zum Erfolg ist die Rolle. Kein Unternehmer agiert allein im Markt. Die Ideen basieren auf Ideen von anderen. Gerade wenn jemand allein ein Unternehmen gründet, ist er oder sie auf Partner angewiesen, die das Geschäftsmodell unterstützen oder ergänzen. Dazu müssen sich Gründende vollkommen darüber im Klaren sein, welche Rolle sie im Markt spielen. Davon hängt es ab, welche Partnerschaften das Angebot ergänzen oder von dem eigenen Angebot profitieren. Um einen Markt gemeinsam zu bearbeiten, kommen zum Beispiel strategische Allianzen in Frage, die im Markt ein gemeinsames Ziel verfolgen.

Beispielsweise war eine meiner Rollen als Marketingmanagerin in einer Medizintechnikfirma so definiert, die Verbindung mit einer Pharmafirma einzugehen, um gemeinsam die Arbeit von Selbsthilfeorganisationen zur Patientenaufklärung zu unterstützen. Auch wenn die Maßnahmen marketinggetrieben und vertriebs­orientiert waren, um den Absatz der eigenen Produkte und Medikamente zu steigern, so haben wir mit der Allianz vor allem die Vision unterstützt, dass Menschen trotz ihrer Erkrankung ein selbstbestimmtes gesundes Leben führen können. Das hat die Menschen in allen drei Organisationen motiviert, sich leidenschaftlich und über die vorgegebene Arbeitszeit hinaus zu engagieren.

Mit Win-Win-Win-Beziehungen können Sie den Wandel gestalten.

Weitere Partner eines Unternehmens sind Lieferanten oder Distributoren, mit denen wirklich erfolgreiche Unternehmer auf Augenhöhe verhandeln, um Win-Win-Beziehungen einzugehen. Dabei handelt es sich um Partnerschaften, bei denen beide Seiten profitieren.

Während Next Generationen Entrepreneure sogar darüber nachdenken, wie sie auch noch die Umwelt oder das Umfeld profitieren lassen können und Win-Win-Win-Beziehung verfolgen, versuchen die Manager in Konzernen immer noch mit einem Nullsummenspiel durchzukommen, bei denen sie möglichst viel gewinnen und die Partner verlieren. Dies ist z. B. der Fall, wenn Konzerne für Dienstleistungen, die monatelang im Voraus gebucht werden, erst 90 Tage später bezahlen. Gleichzeitig wird versucht, die Dienstleister durch einen vermeintlich hohes Auftragsvolumen im Preis zu drücken, so dass nur geringe Gewinn-margen bleiben, wenn dann doch nur ein geringes Kontingent abgerufen wird.

In Zeiten des Stillstands während der Corona-Krise sollten diese kranken Geschäftspraktiken überdacht werden. In Zukunft werden die Unternehmen erfolgreich sein, die es verstehen, innovations­fördernde Kollaborationen auf Augenhöhe einzugehen, um den Wandel mitzugestalten, statt einfach nur Schritt zu halten.

Erfolg entsteht aus Leidenschaft und Ausgewogenheit.

Bisher haben wir über vier Aspekte für erfolgreiches Unternehmertum gesprochen. Dabei handelt es sich um eine begeisternde Vision, eine anziehende Mission, eine herausfordernde Ambition und eine definierte Rolle. Im Idealfall unterstützen alle vier Aspekte einander. Am ehesten ist das der Fall, wenn sie auf ihre Weise die Leidenschaft des Gründers oder der Gründerin widerspiegeln.

In der Vision zeigt sich die Leidenschaft für bestimmte Systeme, denen man sich zugehörig fühlt. Die Mission offenbart die Berufung, die durch die Leidenschaft befeuert wird. Die Ambition spiegelt die Leidenschaft des eigenen Egos wider, während die Rolle für das Image steht, wenn die Kernkompetenzen und Signaturstärken genutzt werden.

Damit alle vier Aspekte ausgewogen berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden können, muss sich die Leidenschaft im Mittelpunkt befinden. Sie ist die Verbindung mit der Motivation und der Bestimmung für eine Gründung. Ohne Leidenschaft kann kein Gründer lang genug durchhalten und die Durststrecken in der Anfangsphase oder Frustrationen bei Rückschlägen überwinden.

Wie Sie Ihre Leidenschaft finden oder ihr mehr Kraft verleihen, damit sich daraus ein persönlicher Erfolgszirkel für nachhaltigen Unternehmenserfolg ergibt, können Sie in der Ausbildung zum Next Generation Entrepreneur erfahren.  Hier lernen Sie, sich Ziele sowohl in Form einer Vision zum Nutzen von Kunden oder Usern als auch in Form von messbaren Parametern wie Wirtschaftlichkeit und Status zu setzen, die zur Ambition gehören.

Welche Verhaltensweisen und Fähigkeiten zum Erfolg führen, hängen von der gelebten Mission und der definierten Rolle ab. Durch die Festlegung eines kritischen Pfades mit den essentiellen Meilensteinen und der Bereitschaft zu dynamischen Kurskorrekturen auf dem Weg können Next Generation Entrepreneurs ihre Unternehmen erfolgreich machen oder Projekte vorantreiben.

Eine ausführliche Anleitung finden Sie auch in dem gleichnamigen Buch von Robert Dilts als ersten Teil der Success Factor Modeling Trilogie. Diese ist überall im Buchhandel erhältlich oder bei CastlemountMedia.com direkt online zu bestellen.

Zur Autorin:

Dr. Gudrun Reinschmidt ist Partnerin der Dilts Strategy und autorisierte SFM-Trainerin. Kunden und Teilnehmende profitieren von ihrer langjährigen, internationalen Erfahrung in Vertrieb und Marketing sowie in strategischer Beratung, Blended Learning Training und Coaching von Führungskräften und Teams.

[1] Success Factor Modeling

(Bildquelle: Jeremy Beck on Unsplash)

 

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